Samstag, 18. Dezember 2010

Wenn die Reformer plötzlich konservativ wirken

Roland Breitenbach, weithin bekannter Geistlicher aus Schweinfurt, hat uns mit einer seiner literarischen Höchstleistungen beglückt:
Wenn die Kirche
so weiter macht wie bisher,
kommt sie an jenen Punkt,
an dem sie schon
vorgestern war.
Wie recht der Mann hat, sieht man, wenn man ein Zitat von Papst Benedikt XVI. danebenstellt:
[Die Kirche] ist aber auch in dem Sinne jung, daß ihr Glaube sozusagen aus dem frischen Quell Gottes selber kommt, von daher also, wo das wirklich Neue und Erneuernde da ist. Das ist nicht eine abgestandene Kost, die wir seit 2000 Jahren haben und die immer wieder aufgekocht wird, sondern Gott selbst ist der Quell aller Jugend und allen Lebens.

Und wenn der Glaube eben eine Gabe ist, die von ihm her kommt sozusagen das frische Wasser, das uns immer wieder gegeben wird, mit dem wir dann leben können und das wir sozusagen als Kraft in die Wege der Welt einspeisen dürfen - dann ist eben Kirche eine verjüngende Kraft.

Es gibt einen Kirchenvater, der einmal die Kirche gesehen hat und dabei das Sonderbare sah, daß sie im Lauf der Jahre nicht älter, sondern immer jünger wird, weil sie immer mehr dem Herrn entgegengeht, das heißt immer mehr der Quelle entgegen, von der Jungsein, von der Neuheit, Erfrischung, die frische Kraft des Lebens kommt.
Es ist tragisch, wenn die abgestandenen Parolen einer gestrigen Modernität heute plötzlich unmodern wirken. Ein beredtes Beispiel dafür, warum sich die Kirche vor der Anbiederung an den Zeitgeist hüten sollte, wie der Teufel vorm Weihwasser. Oder, wie es der Münchener Erzbischof Kardinal Reinhard Marx einmal formulierte:
Wer den Zeitgeist heiratet, ist morgen schon Witwer.

2 Kommentare:

  1. Oder um mit einem Kollegen im bischöflichen Amt (Meisner, Dyba?) zu sprechen: Was heute noch modern ist, ist morgen schon am modern...

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  2. Sehr schönes Posting! Volle Zustimmung!

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