Auf einen INTERESSANTEN ARTIKEL über die neue CD der Nonnen von Notre-Dame de l'Annonciation stieß ich gestern auf den Seiten der schweizerischen "Berner Zeitung", als ich auf Google-Recherche war. Zum Artikel an sich ist nicht viel anzumerken. Es ist das übliche Konglomerat journalistischen Halbwissens, dessen publikumsgerechter Verquassung und der auflagenfördernden Klischeeverwertung. Wie sonst sollte man erklären, dass die Benediktinerinnen zwar als "weltentrückt" charakterisiert werden, um dann ihre überaus praktische Tätigkeit zu bestaunen?
Der Artikel bringt in einem Nebensatz eine Kritik, die ich durchaus bedenkenswert finde, wenn auch aus vielleicht anderen Gründen:
Doch ist es wirklich so schlimm, dass die französischen Nonnen eine CD besingen, und sich dann der kommerziellen Vermarktung mit benediktinischer Gelassenheit verweigern? Wohl kaum.
Ich meine, es gibt Grund zu danken:
Erstens für diese erneute Gelegenheit zur Ausbreitung des Gregorianischen Chorals. Für das Aufschließen neuer Interessenkreise. Dafür, auch die heilige Mutter Kirche einmal nachdrücklich daran zu erinnern, dass es Gregorianischen Choral noch gibt (ja, hier hat der Autor dieser Zeilen einen kräftigen Wink mit dem Zaunpfahl eingebaut. Das nur als Hinweis für jene, die ihn trotzdem übersehen haben sollten...).
Zum anderen den Mönchen von Heiligenkreuz, die gezeigt haben, dass man ein solches Projekt durchaus auch als kontemplatives Kloster weltoffen und kreativ begleiten kann.
Aber auch den französischen Benediktinerinnen, die zeigen, dass man es nicht so machen muss. Dass sie ihren eigenen Weg weitergehen. Und dass sie dem Gregorianischen Choral seine von der Liturgie her zugedachte Aussage zugestehen und auch zutrauen: einfach für sich selbst zu sprechen. Ohne Beiwerk. Ohne Begleitung. Oder mediale Vermarktung.
Nacktes, reines Wort. Wort Gottes. In Klang gehüllt. Danke auch dafür, selbst wenn es kommerziell nicht so erfolgreich sein sollte...
Mère Abbesse und ihre Schwestern leben nach den strengen Regeln des Heiligen Benedikt aus dem 6.Jahrhundert. Was sie essen, produzieren sie selbst. Was kaputt geht, reparieren sie mit eigener Hand. Es gibt in der Gemeinschaft eine Mechanikerin, eine Elektrikerin, eine Zahnarztassistentin. Sie arbeiten in ihren Obstgärten, Weinstöcken und Lavendelfeldern. Sie kochen Konfitüre, sie schneidern Messgewänder aus selbst gewobener Seide. Und sie beten und singen zu Ehren Gottes – sechsmal am Tag, einmal in der Nacht. Nun sind sie auserwählt worden – von einer Plattenfirma, die eine Erfolgsgeschichte weiterschreiben will.Ich gestehe: zu etlichen der hier genannten Tätigkeiten wäre ich nicht in der Lage. Und ich lebe nicht "weltentrückt" unter Benediktinern. Aber darum soll es hier auch nicht gehen.
Der Artikel bringt in einem Nebensatz eine Kritik, die ich durchaus bedenkenswert finde, wenn auch aus vielleicht anderen Gründen:
Ihr [der Schwestern, Anm.] Album «Voices – Chant from Avignon» versammelt 20 gregorianische Choräle, dazu die Klänge der Klosterglocken von Le Barroux. Keine Instrumente sind da zu hören, und auch kein päpstlicher Plüsch-Klangteppich, bloss die puren Engelsstimmen der Nonnen. Ob die Rechnung aufgeht?Ich will nun auf die an sich lobenswerte CD von Heiligenkreuz hier nicht weiter eingehen. Ebenso wenig, wie auf die in meinen Augen teilweise grenzwertige Vermarktung derselben durch das Stift und seine Mönche. Immerhin hat Heiligenkreuz guten Zulauf, und auf ein blühendes Kloster in breiter Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, heiligt zu diesem Zweck vielleicht Mittel, die man sonst besser nicht verwendete. Meiner Ansicht nach, wohlgemerkt. Aber es gibt eben Ausnahmen, die die Regeln bestätigen.
Die Crux ist offensichtlich: Wie vermarktet man eine Ordensgemeinschaft, die der schnöden Welt entsagt hat und von medialem Brimborium nichts wissen will? Natürlich, man kann das Album als Tranquilizer für stress- und lärmgeplagte Zeitgenossen preisen, wie es die Plattenfirma tut, als Gregorianik zum Chillen sozusagen, gewonnen aus einer «geheimen Welt voller Frieden und Ruhe». Und natürlich kann man den Nonnen auch eine Kamera durch die Gitterstäbe reichen, so wie es die Plattenfirma getan hat, in der Absicht, einen weiteren Youtube-Hit zu laden.
Vom PR-Potenzial der Zisterzienser mit ihrem umtriebigen Pater Karl, der für Boulevardhefte posierte und Gottschalks «Wetten, dass?» beehrte, sind die Nonnen aus Le Barroux aber weit entfernt.
Doch ist es wirklich so schlimm, dass die französischen Nonnen eine CD besingen, und sich dann der kommerziellen Vermarktung mit benediktinischer Gelassenheit verweigern? Wohl kaum.
Ich meine, es gibt Grund zu danken:
Erstens für diese erneute Gelegenheit zur Ausbreitung des Gregorianischen Chorals. Für das Aufschließen neuer Interessenkreise. Dafür, auch die heilige Mutter Kirche einmal nachdrücklich daran zu erinnern, dass es Gregorianischen Choral noch gibt (ja, hier hat der Autor dieser Zeilen einen kräftigen Wink mit dem Zaunpfahl eingebaut. Das nur als Hinweis für jene, die ihn trotzdem übersehen haben sollten...).
Zum anderen den Mönchen von Heiligenkreuz, die gezeigt haben, dass man ein solches Projekt durchaus auch als kontemplatives Kloster weltoffen und kreativ begleiten kann.
Aber auch den französischen Benediktinerinnen, die zeigen, dass man es nicht so machen muss. Dass sie ihren eigenen Weg weitergehen. Und dass sie dem Gregorianischen Choral seine von der Liturgie her zugedachte Aussage zugestehen und auch zutrauen: einfach für sich selbst zu sprechen. Ohne Beiwerk. Ohne Begleitung. Oder mediale Vermarktung.
Nacktes, reines Wort. Wort Gottes. In Klang gehüllt. Danke auch dafür, selbst wenn es kommerziell nicht so erfolgreich sein sollte...
Bildquelle: Universal
Ein guter und nachdenklich machender Beitrag, der viel Wahres enthält. Danke!
AntwortenLöschenDanke! Und schön, dass Du wieder rischrisch bloggst... und den Blog nicht mehr brachliegen läst... ;-)
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