Freitag, 25. September 2009

Benedikt XVI. — Cantare amantis est

In einer Ansprache nach einem Konzert¹ sagte unser Heiliger Vater folgende Worte, die zu meditieren es sich lohnt:

"Mir ist ein Wort des hl. Augustinus in den Sinn gekommen. Er sagt: 'cantare amantis est.' Die Quelle des Gesangs ist die Liebe. Der Gesang ist Ausdruck der Liebe. [...]

Die Ausbildung zum Gesang, dazu, in einem Chor zu singen, ist nicht nur auf die Schulung des Gehörs und der Stimme beschränkt; sie umfaßt auch eine Ausbildung des inneren Hörens, des Hörens mit dem Herzen, eine Übung und Erziehung zum Leben und zum Frieden. Gemeinsam in einem Chor oder mit mehreren Chören zusammen zu singen erfordert Aufmerksamkeit für den anderen, für den Komponisten, den Chorleiter, Aufmerksamkeit für diese Gesamtheit, die wir Musik und Kultur nennen, und so wird das Singen in einem Chor zu einer Erziehung für das Leben, es ist eine Erziehung zum Frieden, eine Erziehung dazu, gemeinsam auf dem Weg zu sein [...].

Danken wir dem Herrn, daß in unserem Europa jetzt Frieden herrscht, und tun wir alles, damit dieser Friede in uns allen und in der ganzen Welt wächst. Ich bin sicher, daß gerade diese schöne Musik einen Einsatz für den Frieden darstellt und hilft, in Frieden zu leben."

Musik ist eben nicht nur eine künstlerische Tätigkeit, sondern auch Erziehung. Jeder, der selbst musiziert, einen Chor leitet oder die singende Gemeinde an der Orgel begleitet, wird diese Erfahrung bestätigen können.

Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir auch den Kindern auf breiter Basis Zugang zu guter Kirchenmusik bieten, und ihnen nicht mit der oft zu beklagenden Erbärmlichkeit sogenannter Neuer Geistlicher Lieder das Recht auf das besondere Erlebnis von Liturgie und ihrer Musik zu rauben.

Kann man mit Kindern keine anspruchsvolle Musik erarbeiten, wie man immer wieder als Standardargument hört? Selbstverständlich kann man das, wie dieses wunderbare Video aus der Chorschule des Westminter Cathedral Choirs aus England beweist. Es ist natürlich mit erheblich mehr Aufwand verbunden. Aber ist der Gottesdienst der Ort, an dem man sich mit den einfachsten Mitteln zufrieden geben soll? Oder geben kann? Ich denke nicht. Ein altes Sprichwort sagt: "Wessen das Herz voll ist, dess geht der Mund über."

Sehr schön erfahren wir das beim Heiligen Augustinus - um abschließend auf das Ausgangszitat des Papstes zurückzukommen. Beim großen Kirchenvater lesen wir:

"Als nun die Zeit kam, wo ich mein Taufgesuch einreichen mußte, verließen wir das Landgut und kehrten nach Mailand zurück. [...]

In jenen Tagen konnte ich nicht satt werden in der wunderbaren Süßigkeit, die Höhe deines Ratschlusses über das Heil des Menschengeschlechtes zu betrachten. Wie habe ich geweint unter deinen Hymnen und Gesängen, tief bewegt von dem Wohllaut der Stimmen deiner Kirche. jene Stimmen, sie fluteten in mein Ohr, und durch sie ward die Wahrheit in mein Herz eingeflößt und fromme Gefühle wallten in ihm auf, die Tränen strömten und mir war so selig in ihnen zumute.

Noch nicht lange hatte die Mailänder Kirche diese Art der Erbauung und des Trostes eingeführt unter großer Beteiligung der Brüder, die mit Mund und Herzen einstimmten. [...]

Damals ward nach der Sitte der morgenländischen Kirche das Singen der Hymnen und Psalmen eingeführt, damit das Volk nicht durch ermüdende Trauer matt würde, und seitdem ist es bis auf den heutigen Tag so geblieben, und viele, ja fast alle deine Kirchen des Erdkreises sind uns gefolgt."²
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¹) Dokument auf der Vatikan-Homepage

²) Augustinus von Hippo: Confessiones

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