Sonntag, 1. November 2009

Unterbezahlte Einzelkämpfer

Über die Frustration unter evangelisch-lutherischen Kirchenmusikern in Sachsen berichtet "Der Sonntag":
Ich wünsche mir mehr Zeit, zur Vorbereitung zum Beispiel«, sagt Sibylle Schulze. Sie hat eine 35-Prozent-Stelle als Kantorin in Reichenberg. »Aber damit bin ich voll ausgelastet.« Diese Teilanstellung von Kirchenmusikern in der sächsischen Landeskirche hält sie für keinen guten Zustand, wie sie auf einer Podiumsdiskussion anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Hochschule für Kirchenmusik in Dresden sagt.

»Ein Kirchenmusiker muss von seinem Gehalt leben und eine Familie ernähren können«, meint sie. Vielleicht könnte man von woanders, von den Baumitteln zum Beispiel und vom Gehalt des Pfarrers zwei Prozent abzweigen für Kantor oder Kantorin, schlägt sie vor.

Ein Kantor aus dem Auditorium pflichtet ihr bei: »Eine 70-Prozent-Anstellung als Hauptamtlicher – das ist zu wenig.« Unter seinen Kollegen breite sich angesichts dessen Resignation aus.Zwei Drittel der hauptamtlichen Kirchenmusiker in der Landeskirche hätten Teilanstellungen, meist 70 Prozent, sagt Landeskirchenmusikdirektor Markus Leidenberger. Würden alle voll angestellt, könnte es in mancher Kleinstadt keinen Kirchenmusiker mehr geben.

Diese Verhältnisse sind auch in der katholischen Kirche nicht unbekannt. Hinzu kommt die Zusammenlegung von Gemeinde zu immer größeren Seelsorgeräumen. Dadurch gibt es zwar weniger "Pfarreien", aber genau so viele "Gottesdienststandorte" wie zuvor. Der statistische Etikettenschwindel löst keine Probleme, sondern schafft lediglich neue. Wenn ein Kirchenmusiker am Sonntagmorgen mehrere Messen an mehreren Orten im Stundentakt herunterspielen soll, leidet darunter nicht nur der persönliche Glaube, sondern auch die musikalische Qualität. Es wäre an der Zeit für echte und mutige Reformen, nicht für ein krampfhaftes Festhalten an kirchensteuersubventionierten Strukturen, die die Kirche lediglich bremsen, statt ihr zu dienen.
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Quelle:
DER SONNTAG

1 Kommentar:

  1. Also bei mir leidet der Glaube nicht, wenn ich am Sonntag 3 x in die Kirche zum Orgeln gehe.
    Mag daran liegen, dass ich das freiwillig mache.
    Die musikalische Qualität muss auch nicht unbedingt darunter leiden.

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