Diese Form des Läutens ist in Deutschland zum Beispiel nicht so bekannt, und könnte auch aufgrund der fehlenden technischen Voraussetzungen nicht praktiziert werden. Im Gegensatz zu den deutschen Glockenstühlen, an denen die aufgehängte Glocke hin- und herschwingt, sind die englischen Glockenstühle so konzipiert, dass sich die Glocke um 360° bewegen lässt:
Das Joch, an dem jede Glocke aufgehängt ist, ist mit einem hölzernen Rad ausgestattet, in welchem das Glockenseil geführt wird. Geläutet wird von einer unterhalb des Glockenstuhls gelegenen „Läutestube“ aus.Zu Beginn des Läutens wird die Glocke aufgeschwungen, d. h. durch wiederholtes Ziehen am Seil immer höher bewegt, bis sie sich um 180 Grad gedreht in einem labilen Gleichgewicht befindet. Eine am Joch angebrachte Hemmung stabilisiert die Glocke in dieser Lage.
Durch einen Zug am Seil lenkt der Glöckner die Glocke so aus dem Gleichgewicht, dass sie eine volle Drehung vollführt und wieder kopfüber stehen bleibt. Dabei schlägt der Klöppel auf den Glockenkörper und lässt die Glocke einmal erklingen. Die Aktion heißt Handzug.
Das Glockenseil wickelt sich beim Handzug zu einem guten Stück um das Rad, was die Arme des Glöckners über seinen Kopf hebt. Zieht der Glöckner jetzt nochmals am Seil, schwingt die Glocke in die entgegengesetzte Richtung und kehrt zu ihrer Ausgangsstellung zurück, wobei sie wiederum ertönt: der sogenannte Rückzug.
Zwischen der letzten Glocke im Rückzug und der folgenden ersten im Handzug wird ein Intervall doppelter Länge eingelegt. Ansonsten werden die Glocken unmittelbar nacheinander geläutet. Die Frequenz des Läutens ist dadurch relativ hoch. Eine nicht allzu schwere Glocke lässt sich etwa 30 mal in der Minute anschlagen. Entsprechend dauert das einmalige Durchläuten eines Geläuts von sechs Glocken etwa zwei Sekunden, was einem Intervall von einer Drittelsekunde zwischen den Schlägen entspricht. Bei diesem Tempo möglichst gleichmäßig zu läuten, ist ein Maß für die Qualität und wird im Englischen als good striking bezeichnet.
Und ein letztes, wunderbares Fundstück, in dem verschiedene Geläute zu hören sind. Enjoy!
Sehr interessant. Vielen Dank!
AntwortenLöschenWir haben die gleichen Hobbies :-) Unglaublich!!!
AntwortenLöschenIch liebe England für diese Schrullen!
D.L. Sayers hat einen wunderschönen Krimi dazu geschrieben: The Nine Taylors (der Glocken Schlag) Dazu gibt es eine wunderschöne Krimiserie (DVD) mit Ian Carmichael als Lord Peter Wimsey. WUNDERBAR!
Eine große Besonderheit ist das Totengeläut, wie bei den Exequien für H.R.H. the Princess of Wales so exzellent ausgeführt:
Auf dem Weg zur Kirche:
Für jedes Lebensjahr ein einzelner Schlag in der Minute!
Der letzte Schlag erfolgte genau in dem Moment, als der Sarg am Portal von Westminster Abbey war. Was für eine Präzision!
Bei youtube:
Princess Diana's Funeral Part 13
Links klappen hier nicht deshalb unter diesem Titel suchen
Ab 6:50 nur Chor, ohne Kommentar. Wunderschön!
Nach dem Gottesdienst:
half muffled bells
Dabei bekommen die Klöppel einen einseitigen Lederüberzug. Alle Figuren werden dann doppelt geläutet. Der erste Durchgang mit der unbeschuhten Seite und in der Wiederholung mit der beschuhten Seite. Ein grandioser Effekt!
Bei youtube mit einem unglaublich berührenden Kommentar des BBC Sprechers:
Princess Diana's Funeral Part 21
Beeindruckend ist auch, wenn wenn ihr "Hosanna bell" eingebt!
Herzliche Grüße
Sehr interessant. Sowohl der Bericht und die Videos, als auch der Kommentar von Laurentius.
AntwortenLöschenVielen Dank!
Danke für den Buchtipp! Klingt sehr interessant. Als Krimifreund werde ich mir dieses Buch mal besorgen.
AntwortenLöschenErwischt! Tja, falls Du auch ein Herz für Glockengeläut hast, bin ich auf Deiner Seite!
AntwortenLöschenJa, interessieren tut's mich schon. Ein echter Fachmann bin ich allerdings nicht. Glockenkunde gehörte zwar auch zum Studium, da war ich allerdings eher mit anderen Dingen beschäftigt...
AntwortenLöschenInteressanter Bericht! Vielen Dank!
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