Mittwoch, 28. Oktober 2009

Proselytismus durch die Hintertür

In der niedersächsischen Kleinstadt N. gibt es zwei große Kirchen: eine katholische und eine evangelisch-lutherische. Beide Kirchen verfügen über ein reges Chorleben, aktiven Konzertbetrieb sowie über sehr schöne Orgeln. In den beiden Gemeinden engagieren sich auch zwei Fördervereine für Kirchenmusik in vorbildlicher Weise. Seit langem pflegt man zwischen den beiden Fördervereinen freundschaftliche Kontakte, stimmt das Jahresprogramm miteinander ab und organisiert gemeinsame Orgelfahrten zu historischen Instrumenten in Norddeutschland und den Niederlanden. Es ist lobenswert, dass beide Fördervereine (mit Zustimmung ihrer Mitglieder) ihre Adressdatenbanken zusammengeführt haben, so dass die Freunde der musica sacra in der kleinen Stadt nun stets die kirchenmusikalischen Programme beider Kirchen per Post ins Haus geliefert bekommen.

Heute kam ein Brief vom Vorsitzenden des Fördervereins der evangelischen Kirchenmusik, mit der herzlichen Einladung zu einem Orgelkonzert. Das Programm läge bei.

In der Tat lag ein ausführliches Faltblatt bei... zur Festwoche anlässliches des Reformationstages! Sorgte nun schon die Tatsache, dass man den Termin ja auch einfach im Brief hätte erwähnen können für eine mißtrauisch hochgezogene Augenbraue, schlug das Mißtrauen beim Studieren des Folders in echten Ärger um. Erwähnt wurden Gottesdienste, Vorträge und Diskussionsrunden rund um Martin Luther und die evangelisch-lutherische Kirche. Ein Abendvortrag widmet sich ganz der Frage, warum man Protestant werden sollte und wie man Aufnahme in die Kirche fände. Doch vom Orgelkonzert keine Spur! Nur ein kleiner Nebensatz ganz unten verriet nach längerer Suche, dass auch ein Orgelkonzert stattfinden würde. Nähere Informationen entnehme man bitte dem Faltblatt der Kirchenmusik.

Liebe Freunde aus der lutherischen Sektion: Niemand hat etwas gegen Mission. Aber dieser plumpe Proselytismus unter katholischen Gläubigen ist ein wirkliches Ärgernis.

So bitte nicht!

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