Donnerstag, 29. Oktober 2009

Messe in chinesischer Kathedrale aufgeführt


Wer in Peking ein Studentenkonzert an der Universität veranstaltet oder eine Messe in einer Kirche aufführt, muss mit einem gewaltigen Sicherheitsaufgebot rechnen. Ohne Passierschein läuft gar nichts, Sicherheitskräfte sind allgegenwärtig, offensichtliche Spitzel beäugen misstrauisch Gespräche, Wachpersonal tigert durch die Straßen. Dabei geht es eigentlich nur um Vokalwerke von Joseph Haydn.

So war das bei der China-Tournee, die Enoch zu Guttenberg mit seiner Chorgemeinschaft Neubeuern und dem Orchester der Klang-Verwaltung Mitte bis Ende Oktober stemmte. Zwar gastierten die Ensembles auch in Hongkong, doch bildete Peking den Schwerpunkt der Reise. Im Rahmen des "12. Beijing Music Festivals" wurden vier Konzerte gegeben, eines war mit der "Nelson-Messe" in der Kathedrale an der Shoppingmeile Wangfujing. Das Gotteshaus zählt zu den wenigen römisch-katholischen Kirchen in China.
"Hier eine Messe in einer christlichen Kirche aufzuführen, ist überwältigend", freute sich Guttenberg. "Vielleicht haben wir eine Tür geöffnet." Tatsächlich hieß es aus der Deutschen Botschaft, dass erstmals in Peking eine Messe in einer christlichen Kirche gegeben worden sei. Erst seit vier Jahren werden überhaupt Konzerte in der Kathedrale an der Wangfujing veranstaltet. Denn in China ist die Religion ein heikles Thema, was auch die Geschichte der Kirche verrät.

Ein erster Bau geht auf das Jahr 1665 zurück: Der chinesische Kaiser hatte dem deutschen Jesuiten Johann Adam Schall von Bell das Grundstück geschenkt. Die Kirche wurde 1812 abgerissen, im Neubau von 1884 ereignete sich im Jahre 1900 ein grauenvolles Massaker: Die Kirche wurde niedergebrannt, Hunderte von chinesischen Christen hatten sich in die Kathedrale geflüchtet und starben. 1904 wurde sie wiederaufgebaut, bis 1999 versperrte eine Mauer die freie Sicht auf die Kirche.

Die Mauer ist weg, geblieben ist ein großes Sicherheitsaufgebot. So war das auch beim Gastspiel der Neubeurer unter Guttenberg: Nur dank des hartnäckigen Engagements des Sponsors soll das Konzert überhaupt möglich gewesen sein. Die Aufführung selbst war nur für geladene Gäste aus Wirtschaft und Politik. Auch die Pekinger Universität, wo das Studenten-Konzert stattfand, glich einem Hochsicherheitstrakt. Hier sprach Guttenberg über seine Sicht auf Haydns "Schöpfung" und die "Jahreszeiten", mit denen das Gastspiel in der Konzerthalle der Verbotenen Stadt ausklang.
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Quelle: OVB-ONLINE

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