Samstag, 24. Oktober 2009

Kantor, Organist, Kirchenmusiker — Das berufungslose Wesen?

Die Dokumente der Kirche sprechen immer wieder anerkennend von der Kirchenmusik. Insbesondere dem Gesang der schola cantorum und vom Dienst des Kantors, dessen Wichtigkeit gerade nach dem II. Vaticanum stärker betont wurde und der eigentlich nirgendwo fehlen dürfte. Hier ein Beispiel aus der Instruktion musicam sacram, Artikel 21:
Insbesondere dort, wo sogar ein kleiner Sängerchor nicht gebildet werden kann, soll dafür gesorgt werden, dass mindestens der eine oder andere gut Unterwiesene Kantor zur Verfügung steht, der in der Lage ist, wenigstens einfachere Melodien im Wechsel mit dem Volk zu singen und den Gesang der Gläubigen in geeigneter Weise zu führen und zu stützen.

Es empfiehlt sich, dass ein solcher Kantor auch in Kirchen mit einem Sängerchor für diejenigen Gottesdienste zur Verfügung steht, an denen der Sängerchor nicht teilnehmen kann und bei denen es sich doch geziemt, dass sie mit einer gewissen Feierlichkeit, das heißt mit Gesang gehalten werden.

Es erstaunt mich, dass man jedes kirchliche Pöstchen mit großem Trara vergibt, aber der Kirchenmusiker gerade einmal mit einer kleinen Notiz im Pfarrblättchen vorgestellt wird. Dabei ist er im Regelfall neben dem Küster derjenige, der bei allen Messen und anderen Gottesdiensten anwesend ist, und entscheidend zur würdigen Gestaltung beiträgt.

Gestern habe ich scherzhaft von "ORGANISTENWEIHE" gesprochen. Natürlich gehört der Dienst des Kirchenmusikers nicht zum geweihten Amt (obwohl es am Kölner Dom früher sogar infulierte Chorregenten gab). Aber es stellt sich die Frage, ob man nicht wenigstens ein kleines Segensgebet für seinen Dienst neu antretenden Kirchenmusiker erübrigen könnte?

Ich lade alle eifrige Leser dieses Blogs zur Diskussion ein: wie könnte eine Einführung eines neuen Kirchenmusikers gestaltet werden? Gibt es historische Vorbilder? Was ist sinnvoll, was nicht?


Reichliche Kommentare erwünscht!

2 Kommentare:

  1. (shit). "Und jetzt ab ans Keyboard. Hau in die Tasten, Sven": Mit einem herzhaften Schulterklopfen vor dem Heilig führte Pfarrer Robert Schmalenbach am vergangenen Sonntag Sven Pfeife in sein neues Amt als Kirchenmusiker der Konzilsgeistgemeinde ein.

    Die Feier fand im Rahmen einer Eucharistiefeier mit Abendmahl statt, an der alle kirchenmusikalischen Gruppen der Gemeinde begeisterten Anteil hatten und Pfeifes Vorgänger Giorgio Grusel seinen Nachfolger herzlich willkommen hieß. An Grusels beste Zeiten wurde die begeisterte Gemeinde nochmals bei einer swingenden Kumbaya-Bearbeitung mit anschließendem "Hallelujah, praise you god of all religions" vor dem Verlesen einer Passage aus der "Blechtrommel" von Günter Grass erinnert. Pfarrer Schmalenbach hielt eine begeisternde Predigt über die Stelle, wo der kleine Oskar bei Grass einer Mariendarstellung seine Trommel umhängt und das Jesuskind auffordert, darauf herumzutrommeln: "Auch wir müssen immer wieder die Trommel rühren für Frieden, Gerechtigkeit und das große Lied der Schöpfung" ermahnte Schmaldenbach die begeisterte Gemeinde und fügte hinzu, daß "man auch gerade angesichts der Ton- und Poesielosigkeit in der eigenen Kirche manchmal die Ohren besonders für die Melodie Jesu spitzen müsse". Ein Satz, auf den die begeisterte Gemeinde mit spontanem Beifall antwortete, an den sich der Gesang "We shall overcome" anschloß, begleitet von der Jungendband "Genesis Generator" und dem ebenfalls kircheneigenen Bläserensemble "Blowjob".

    Höhepunkt der Einführung war die Beauftragung von Pfeife zum Kantor der Konzilsgeistgemeinde, während die Frauen von kfd und skf Brot und Wein für das Abendmahl auf dem Altar vorbereiteten. Untermalt von einer Blockflötenimprovisation des Kindergartens übergaben Vertreter der Gemeinde Pfeife kleine Geschenkpäckchen, in denen sich, so Schmalenbach, Worte zum Nachdenken befänden, für die man aber erst noch die richtige Reifenfolge finden müsse. Kein großes Problem für den neuen Kirchenmusiker. Den Satz "Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen Pfeife lassen" hatte Grusels Nachfolger schnell zusammen. Als weiteres Motto des begeisternden Gottesdienstes wurden die einzelnen Worte auf einer Leine quer durch den Altarraum gespannt.

    Zum Heilig griff Pfeife dann erstmals selbst in die Tasten eines neuen Honda-Keyboards, welches die Konzilsgeistgemeinde gerade erst als Ersatz für die alte Orgel angeschafft hatte, und zeigte mit einem fetzigen Update eines alten Alexandra-Schlagers sein Können: "Mein Freund, der Baum, ist tot. Heilig ist er im Morgenrot" lautete die Botschaft des Liedes, das Schmalenbachs Predigtgedanken nochmals aufnahm.

    "Das war ein total toller Gottesdienst", meinte der neue Kantor am Ende der Feier und hofft, "dass es jeden Sonntag so lebendig" bleibt. Eine Hoffnung, die Pfarrer Schmalenbach teilt: "Unser Liturgieteam ist gut aufgestellt. Am kommenden Sonntag gestalten wir einen Gottesdienst zum Thema Gentechnik".

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  2. Das eigentliche Problem sind nicht wirklich die "einfachen" Landorganisten, sondern vielmehr diejenigen-studierten-Musiker, die halt sooo gerne Orgel spielen und aber somit das notwendige Übel Messe auf sich nehmen müssen.
    Da fehlt sehr oft die katholische Einstellung, das musste ich bei meinen Studienkollegen leider oft vermuten.

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